Worum geht es?

Nehmen wir an, Sie suchen eine Schatulle. Keinen dieser mit Leder bespannten Pappkartons, die in den Kaufhäusern vor sich hinstauben, nein, eine richtige Schatulle. Ein Stück Handarbeit. Für ein paar Kostbarkeiten, für Schmuck oder Stifte, für Nähzeug, Manschettenknöpfe oder ein altes Dominospiel aus Elfenbein. Für Zigarren von lagerfähiger Qualität. Für den Kleinkram, der sonst auf dem Schreibtisch herumläge. Oder für gar nichts, nur weil sie sich auf der Kommode gut machen würde. Wo werden Sie fündig? Mit etwas Glück – und noch etwas mehr Geld – beim Antiquitätenhändler. Aber sonst? Schwierig.

Gute Schatullen gehören zu den merkwürdigen Dingen, die sehr gesucht sind, aber praktisch nicht mehr angeboten werden. (Humidore sind ein eigenes Kapitel: hier mehr dazu). Es ist noch gar nicht so lange her, da gehörten polierte Holzschatullen, meist aus Kirsche oder Mahagoni, zur Grundausstattung eines bürgerlichen Haushalts. Es gab einen eigenen Zweig der Kunsttischlerei, der sie herstellte. Heute gibt es diesen Beruf nicht mehr. Von Schatullen weiß die Weltliteratur mehr als das Internet, bei Goethe haben sie ihren Auftritt so selbstverständlich wie bei Tolstoi. Aber fragen Sie mal Google! Sie merken es, wir widersprechen uns – schließlich haben Sie uns im Internet gefunden. Natürlich. Sie sollten nur wissen, wie wenig selbstverständlich das ist. Und dass wir stolz darauf sind, eine Ausnahme zu sein.

Was bieten wir an?

Klarheit des Entwurfs, Güte des Handwerks. Weil wir außer diesen beiden Maximen keine Grenzen kennen, werden Sie bei uns alles Mögliche finden. Von streichholzschachtelgroß bis kistenartig. Vollholz und Furnier. Rund und eckig. Schellack, Japanlack, Bienenwachs. Für Schmuck. Für Uhren. Für Zigarren. Für Stifte. Für alles andere, was hineinpasst. Das Internet zwingt allerdings zur Auswahl, daher ist unser Angebot deutlich größer als hier dargestellt. Wer uns schon länger kennt, wird vermutlich einige Modelle vermissen. Wenn Sie uns schreiben, was genau Sie suchen, dann werden wir uns gerne in unseren Beständen umschauen und Ihnen, so wir fündig werden, Fotos und ein Angebot schicken. Gleiches gilt von einer kaum überschaubaren Menge an einzelnen Schatullen, die kleine Mängel aufweisen: sei es ein Kratzer in der Politur, sei es ein gefülltes Astloch, sei es ein Stadium in der Produktentwicklung, je nach Zustand können Sie bei uns auch sehr viel für wenig Geld bekommen. Aber wir lassen uns auch gerne auf Ihre Wünsche ein. Wenn Sie uns mitteilen, was Sie wollen – ein bestimmtes Maß oder Material, eine besondere Form –, dann sagen wir Ihnen, ob und zu welchen Konditionen wir das anfertigen können.

Wer sind wir?

Wir sind keine Tischler. Doch das Wort Händler trifft es auch nicht. Wir nennen uns Produzenten. Denn Schatullen, wie wir sie anbieten, lassen sich nicht einfach bestellen oder importieren. Sonst könnte man sie an jeder Ecke finden. Um an die alte Tradition des Schatullenbaus anzuknüpfen, mussten wir um die halbe Welt reisen – bis wir schließlich zwei Werkstätten fanden, die sich auf das verstehen, was wir suchten: die Verbindung von präziser Tischlerarbeit und feinster Oberflächenbearbeitung. Von uns kommen die Ideen, und wo nötig auch die Materialien, von den Meistern kommen Erfahrung und Geschick – nach dieser Formel arbeiten wir nun seit vielen Jahren erfolgreich zusammen. Wir, das sind auch zwei Cousins. Der ältere von uns, Stefan, hat die Firma 1994 gegründet, dann mich, Per, zum Partner gemacht und sie mir schließlich übergeben, um sich ganz seinem Atelier widmen zu können. Obwohl also heute der eine Leo das Geschäft alleine betreibt, wird der andere als Gründer immer dazugehören. Sollten Sie sich für eine Schatulle von Leo&Leo entscheiden, mag die von mir entworfen, entwickelt und verkauft worden sein – sie kommt trotzdem von uns beiden.

Wie fing alles an?

Der Anfang hat einen Ort: vier Quadratmeter am südwestlichen Ende des Aegidii-Weihnachtsmarktes in Münster, gegenüber dem berühmten Gewürzhandel Niggemeier. Jahr für Jahr bauten wir hier Ende November unseren Schatullenstand auf, bis schließlich, tief in der Nacht vor dem ersten Markttag, alles an seinem Platz war und uns erschien wie… – ja wie? Verkneifen wir uns den naheliegenden Vergleich mit dem Stall zu Bethlehem.  Sagen wir: wie ein zu unseren Füßen gelandetes Ufo. Vor der Kulisse des nächtlichen Marktes warfen die polierten Oberflächen den Schein der Strahler hundertfach zurück in die Dunkelheit: ein fremdes, warmes, anziehendes Licht. Das scheinen auch die Besucher des Marktes so empfunden zu haben. Hunderttausende waren es wohl, die im Lauf der Jahre bei uns stehengeblieben sind, manche nur staunend, manche fragend, manche bald ernsthaft interessiert. Viele von ihnen wurden Kunden, einige sogar Winter für Winter aufs Neue. Von all diesen Begegnungen haben wir gelernt. Schon die Gesichter verrieten uns, wie ungewöhnlich der Anblick sein musste, der sich hier bot. Doch vor allem waren es unzählige Gespräche, die uns ermutigten, den eingeschlagenen Weg fortzusetzen und Dinge auszuprobieren, von denen wir anfangs nicht mal zu träumem gewagt hätten. In ihnen bildete sich über die Jahre ein Wissen, das wieder in die Produktion zurückfloss: über Formen, die gefallen, über Funktionen, die gesucht werden, über die Kulturgeschichte der Schatulle, über den wunderbaren Werkstoff Holz, über die Kunst der Oberflächenbearbeitung, über die Unterschiede zwischen japanischer und europäischer Ästhetik. So gingen wir auf dem kleinen Markt in die Lehre – bis wir uns schließlich auf den großen trauten. Here we are.